Der Isarabbruch bei Bruckberg - eine Chance für Mensch und Natur

Landauf landab beklagen wir den Rückgang kieslaichender Fischarten. Wir führen aufwändige Erhaltungsprojekte für seltene Schwarzpappeln und vom Aussterben bedrohte Laufkäfer durch und bauen künstliche Beton-Nistwände, damit Uferschwalben und Eisvögel weiterhin bei uns brüten können. Die Bedrohungssituation all dieser Arten hat im Wesentlichen eine gemeinsame Ursache: Die fehlende Dynamik unserer Gewässer. Es fehlt bei uns an Gewässern die Erosionsflächen schaffen, Geschiebe umlagern, Uferabbrüche erzeugen und ausreichend Astwerk als Unterstand für Fische aufweisen. Genau aus diesem Grund fordert sowohl die Europäische Wasserrahmenrichtlinie als auch das Europäische Naturschutzkonzept NATURA 2000, künftig mehr Flussdynamik zuzulassen. Übrigens auch für den Bereich der Isar oberhalb Landshuts. Und während andernorts Millionenbeträge für entsprechende Dynamisierungsprojekte investiert werden, setzt die Isar an ihrem Bruckberger Nordufer diese Vorgabe für uns sogar kostenlos um.

 Isarabbruch

Hier entwickelt  sich seit einigen Jahren ein kleiner wilder Flussabschnitt, mit Prallhängen, Totholzablagerungen und stark variierenden Strömungsverhältnissen. Es entsteht ein Lebensraum für eine Vielzahl bestandsbedrohter Tier- und Pflanzenarten, die früher bei uns weit verbreitet waren und natürlicherweise zwingend auf derartige Standorte angewiesen sind. Vom winzigen Sandlaufkäfer bis hin zur mächtigen Schwarzpappel. Der Isarabbruch bei Bruckberg stellt daher zweifelsfrei eines der wichtigsten Naturschutzprojekte im Raum Landshut dar.

Was am Bruckberger Isarabbruch entsteht ist aber mehr als nur von naturschutzfachlicher Bedeutung. Hier entwickelt sich ein kleines Stück wilder Landschaft in einer ansonsten weitestgehend durchorganisierten, geplanten und geordneten Umwelt. Hier können wir nach Jahrzehnten konsequenter Isarverbauung erstmals wieder ein Gespür dafür bekommen, wie es an der Isar früher einmal ausgesehen haben mag. Und wir können hier auch lernen, dass die Natur sich vielfach ganz anders zeigt, als wir sie uns vielleicht vorstellen: Nicht statisch, sondern veränderlich und in ihrer Entwicklung kaum vorhersehbar.

Wir möchten daher die örtliche Bevölkerung und alle umgeleiteten Radler bitten, den Bruckberger Isarabbruch nicht als Ärgernis zu sehen, sondern als Chance zu begreifen. Als Chance für mehr Artenvielfalt vor unserer Haustüre, als Anschauungsobjekt für dynamische Prozesse in unseren Ökosystemen und nicht zuletzt als große ästhetische Besonderheit für den Raum Landshut
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